Logbuch

Karte des Ozeanfluges, die Hermann Köhl für seinen Vater zeichnete
Karte des Ozeanfluges, die Hermann Köhl für seinen Vater zeichnete

12. April, 05:09 GMT (Greenwich Mean Time) Auf dem Flughafen Baldonnel, ca. 19 km südwestlich von Dublin, wird der Motor der „Bremen“ gestartet.

 

12. April, 05:38 GMT Die „Bremen“ hebt in westlicher Richtung ab.

 

12. April, 07:05 GMT Die „Bremen“ passiert den Leuchtturm „Slyne Head“ im County Galway und steuert „Mitchel Field“, Long Island, New York an – in einer Höhe von ca. 500 m und mit einer Geschwindigkeit von ca. 200 km/h.

 

12. April, 09:00 GMT Die Crew nimmt ihre erste Mahlzeit ein – heiße Suppe und Sandwiches.

 

12. April, 13:45 GMT Die „Bremen“ kreuzt den dreißigsten Längengrad; Geschwindigkeit über Grund über 170 km/h.

 

12. April, 16:00 GMT Die „Bremen“ steigt auf 600 m.

Eine Nebelwand tut sich auf, doch die „Bremen“ weicht ihr nicht aus, sondern behält den Kurs bei. Sie sinkt wieder auf 100 m, dann sogar auf 150 m unter dem Meeresspiegel (barometrisch verstanden). Die Crew sieht nun die Wasseroberfläche. Die „Bremen“ wird von Windböen erfasst und herumgerissen. Sie befinden sich in einem fürchterlichen Orkan, knapp über dem aufgewühlten Meer und dicht unter der Nebeldecke. Sie kämpfen eine Stunde lang bis der Sturm aufhört, dann bricht die Dämmerung herein.

 

12. April, 21:00 GMT Die Crew macht ihre letzte Driftberechnung.

Als die Sonne untergeht und die Wolken die Sterne verdecken, steigt die „Bremen“ auf 1800 m. Köhl schätzt, dass sie etwa drei Stunden vom Festland entfernt sind. Wenn sie auf Kurs geblieben wären, hätte diese Schätzung gestimmt. Doch sie können sich – ohne die Hilfe des Polarsterns – lediglich auf den Kompass verlassen und driften deshalb weit ab vom Kurs in Richtung Norden. Die „Benzinuhren“ (Kraftstoffanzeiger) versagen.

 

13. April, 06:50 GMT Sie sehen den Polarstern wieder. James Fitzmaurice schätzt, dass der Kompass um 40 Grad falsch anzeigt. Köhl dreht sofort südwestlich, um der Ostküste Nordamerikas in Richtung „Mitchel Field“ zu folgen, das sich ca. 1500 Meilen südlich der „Bremen“ befindet. Sie fliegen zwischen den Torngat Mountains von Labrador hindurch und dann – ohne irgendeine Landmarke zu erkennen – den George River entlang. Um den Gegenwindeffekt des starken Südwestwindes zu verringern, sinkt Köhl hinab ins George River Valley und fliegt in einer Höhe von nur 10 m.

 

13. April, 14:00 GMT Die „Bremen“ überfliegt die Seen und die Quelle des George Rivers. Die Crew sieht niemanden am Boden, doch die „Bremen“ wird von einigen Personen gesichtet.

 

13. April, 15:00GMT Die „Bremen“ wird gesehen, als sie über den North West River am Ufer von Lake Melville fliegt.

 

13. April, ca. 17:50 GMT Mit einem Rest Treibstoff für etwa neun Stunden und einer nur ungefähren Kenntnis ihres Standortes entdeckt die Crew einen Leuchtturm auf einer Insel; dann eine Meute Hunde; dann vier Personen. Es ist Greenly Island in der Meeresenge von Belle Isle. Sie trennt Neufundland von Labrador und Quebec auf dem Festland. Greenly Island gehört zur Provinz Quebec.

Die Crew sucht einen geeigneten Landeplatz und entdeckt einen kleinen, zugefrorenen Weiher in der Nähe des Leuchtturms. Landeanflug, die „Bremen“ setzt auf, die Eisfläche bricht – das Flugzeug steht auf dem Kopf. Hermann Köhl reißt die Zündung heraus, dennoch wird der Propeller beschädigt. Die Bewohner des Leuchtturms nehmen die Ozeanflieger auf. Sie helfen ihnen, die „Bremen“ zu bergen.